Montag, 28. März 2016

Kindergarten-Dorfmutti. Gar nicht mal so einfach.



So eine schöne Vorstellung:
Wenn der Großschlumpf in den Kindergarten kommt, wird alles prima.
Er findet ganz viele neue Freunde, ich lerne dadurch ganz viele neue Mamis kennen, mit denen ich mich zum Kaffee treffe, während der Großschlumpf mit seinen vielen neuen Freunden eine irre witzige Zeit im Kindi hat (und nebenher von den irre tollen Erziehern ordentliche Tischmanieren beigebracht bekommt).
Mit dem Minischlumpf hab ich total viel Zeit alleine, in der ich mit ihm viele tolle Sachen machen kann, die bisher zu kurz kamen, weil eben immer ein Großschlumpf dabei war.
Ich träumte von Babyschwimmen, Krabbelgruppe (natürlich zur Mami-Freundesuche, nicht wegen den Kinderliedern), einem ordentlichen Haushalt und Kaffee. Viel Kaffee mit angenehmer Begleitung.

Joah. Pustekuchen. Mal wieder.

Die Realität:
Großschlumpf hasste den Kindi. Von ganzem Herzen und lautstark. Die Eingewöhnung war traumhaft, aber 4 Wochen nachdem er mich das erste Mal nach Hause geschickt hatte, fing es an. Gezeter auf dem Hinweg, Gezeter beim Umziehen und herzzertrümmerndes Weinen beim Abgeben. So war er bei seinen Kindi "Freunden" dann auch bekannt. "Schau Mama, das ist der Neue, der immer so plärrt". Und ich war auch die Neue, die immer so plärrt. Montags bis freitags ab 8.30 Uhr durchs Dorf laufend. Kein Smalltalk mit anderen Muttis vor dem Kindi. Raus kommen, so schnell wie möglich, die Fassade erhalten, und sobald die Tür zu war, liefen die Tränen. Jeeeeeden gottverdammten Tag.
Dementsprechend schnell war der Heimweg. Niemandem in die Augen schauen, nirgendwo kurz noch vorbei. Nix wie heim, fertig heulen, einigermaßen beruhigen und dann bis um 11.30 Uhr als Trümmerlotte auf Kohlen sitzen.
Traurigkeit, die alles lähmt. Zweifel an allen Beteiligten, aber hauptsächlich an mir. Über fast ein Jahr ging das so. Gute Ratschläge gab es hauptsächlich von Tante Google, und die sind dermaßen wechselhaft. Die olle Tröte konnte sich auch nicht entscheiden, ob ich nun alles richtig machte, oder die ekelhafteste Rabenmutter ever war.
Zu Kindi-Feierlichkeiten gingen wir natürlich hin. Aber nun mehr als Außenseiter als vorher. Die Selbstzweifel hatten mich in ein verhuschtes, unsicheres und geducktes Wegschauer-Mäuschen verwandelt.
Die schöne freie Zeit mit Minischlumpf war demzufolge überschattet. Ich hab es ein Mal probiert. Eine Krabbelgruppe aus dem Dorf, von der Kirche finanziert, in deren Räumlichkeiten. Gut, der Blitz hatte mich nicht getroffen, als ich versucht hab in diese Räumlichkeiten zu kommen, aber mein Unwohlsein hatte sich prächtig auf den Mini-Schlumpf übertragen. Ich wollte schreiend weg laufen, er hat es getan. Mein Guter, das wäre auch wirklich nichts geworden.

Und dann kam sie! Ich hatte sie hin und wieder schon gesehen, als sie ihren Bub abgegeben hat. Eine von denen, die alle kennt, mit allen mal kurz einen lockeren Spruch wechselt, bei den Kindi-Feiern bei den Coolen sitzt, trotz zweier Kinder unfassbar gut aussieht, wohlerzogene Schlümpfe hat. Mein Freunde-Raster hätte geblinkt und gehupt, wäre ich nicht so sehr in meinem Loch versunken. Vor lauter Traurigkeit war es tatsächlich abgeschaltet. Der Großschlumpf verbrauchte alle Hirnkapazität, da war nichts mehr mit Freunde-Suche.

Als ich eines Tages raus kam, meine Tränen noch bis zur Tür halten konnte und dann angefangen hab, stand sie da einfach auf dem Parkplatz. Hat nichts gesagt, mich angeschaut und einfach nur in den Arm genommen. Ich durfte schluchzen, musste auch nichts sagen. Als ich mich im Griff hatte, hat sie mir kurz die Geschichte der Eingewöhnung ihres Sohnes erzählt und mir gesagt, dass alles irgendwann besser werden würde.

Gäbe es einen Film über mein Leben, in dem Moment wäre ein Regenbogen über uns aufgetaucht, weil die Sonne nach Dauerregen aufging. Und trotz Schwäbischer Alb hätten sicher noch irgendwo quiekende Delfine im Bild Platz gehabt.

Es hat noch eine Weile gedauert, bis wir es tatsächlich irgendwann geschafft haben was miteinander trinken zu gehen (Bier, in ner Kneipe, nach dem Elternabend) aber so sind die Schwaben halt. Aber sie ist seither mein Anker. Die Basis im Dorf, von der aus man immer tiefer rein kommt, aber ohne Druck, denn die Basis ist allein schon wunderbar.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen